Musik und Komposition

Aus musikalischer Sicht kann man Johann Valentin Rathgeber durchaus als Wanderer zwischen den Welten bezeichnen

... was allerdings in gewisser Hinsicht dafür verantwortlich ist, dass man ihm bisweilen - auch begründet durch seine unerlaubte Abwesenheit - einen unlauteren Lebenswandel unterstellen mag. Vor allem in seinem Stand als Priester ist es nicht nur zur damaligen Zeit völlig unüblich gewesen, weltliches Liedgut mit oftmals anzüglichen Texten zu verbreiten. Nicht umsonst und wahrscheinlich in weiser Voraussicht ist das Augsburger Tafelkonfekt anonym erschienen.

Da er in Sachen Fleiß und Vielseitigkeit seinen berühmten Zeitgenossen Bach und Händel in nichts nachstand, soll hier vor allem dargestellt werden, was ihn von diesen in erster Linie unterschied. Zudem existiert bereits eine Fülle an Material, welches sich musikwissenschaftlich mit seinen, vor allem geistlichen Werken , auseinandersetzt, so dass hier im Großen und Ganzen auf diese Rubrik verzichtet werden kann.

Vor allem sind es zunächst seine weltlichen Werke gewesen, die ihm posthum eine gewisse Berühmtheit einbrachten. Doch steht zweifelsfrei fest, dass er schon zu Lebzeiten ein bekannter und beliebter Komponist gewesen ist, denn nicht umsonst sind seine Werke nach Fertigstellung sofort verlegt worden. Man kann somit behaupten, dass seine weltlichen Werke den größten Unterschied zu seinen zur damaligen Zeit weitaus berühmteren Kollegen ausmachten, denn diese bewegten sich überwiegend in adeligen oder gutbürgerlichen Kreisen, während Rathgeber auch Musik für den "kleinen Mann" machte. Zum Beispiel ist das Augsburger Tafelkonfekt, welches aus drei Trachten, die 1733, 1737 und 1746 erschienen, besteht, mittlerweile ein Denkmal echt volkstümlichen, häuslichen und geselligen Musizierens. Also für die damalige Zeit ganz normale Volksmusik; allerdings, im Vergleich zu heute, mit sehr zeitkritischen Texten und durchweg gehobenem Anspruch, der aber in der Regel von einem ausgesprochen weltlichen Charakter geprägt ist. So findet man Lieder über Wein, Weib und Gesang und von Lebenslust zeugenden Hymnen auf den vollen Humpen ebenso, wie die Auseinandersetzung zwischen Politico und Anti-Politico, die in ihrem Gehalt bis heute nichts an Gültigkeit verloren hat.

Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein gehörte nämlich die "Gemüthsergötzung" zu den vornehmsten Aufgaben der Musiker. Telemann wurde sogar ausdrücklich dazu verpflichtet "zur ordinar Tafel-Music die nötigen Musicalia" zu liefern, wobei man sehr darauf achtete, dass alle Sinne etwas von der gesamtkunstwerklichen Veranstaltung hatten.

G. J. Schatt, ein Benediktiner, der bis zur Säkularisation im Kloster Banz war schreibt:

"Die übrigen musikalischen Kompositionen aber, die er nicht drucken ließ und die größten Teils religiös sind, bezeugen eine solche Fruchtbarkeit seines Geistes, dass kaum jemand glauben könnte, dass ein einziger Mann eine so vielseitige Tätigkeit entfalten konnte, wenn man es nicht gesehen hätte und vor Staunen starr geworden wäre."

Insgesamt sind 425 Handschriften erhalten, die Werke von Rathgeber enthalten. Leider ist noch nicht erforscht, inwieweit die Handschriften mit den Drucken identisch sind.

Quodlibeticum: Von einem Politico

Ja ja ja ja ich sage wahr.

Nä nä nä nä falsch ist dein Wahr.

Politicus ist wert und lieb.
Ein falsch verstellter arger Dieb.
In alle Händel sich wohl schickt.
Darbey sein Beutel wacker spickt.

Scharfsinnig ist er wie ein Lux.
Fast ärger als ein alter Fux.
das g´meine Wesen er vermehrt.
darbey die Leut wie die Schaf schert.

Treuherzig ist Politicus,
gibt manchen einen Judaskuß,
hold selig freundlich ins Gesicht,
doch heimlich wie die Schlange sticht.

Frey gebig ist Politicus,
wann er das Fremde geben muss,
Ernährt manch arme Schaar,
von seinem gibt er nicht ein Haar.
Modicum, ein wenig ...

Alleweil ein wenig lustig, alleweil ein wenig durstig, alleweil ein wenig Geld im Sack, alleweil ein wenig Schnupftaback, allzeit so so. Ein gutes Glas mit Wein, kann ja g´wiß schlimm nicht seyn. Bey Diana auch zur Zeit, hab ich mein Freud. Man rede was man will, weil´n ich hab in der Still. Alleweil ein wenig Geld im Sack, alleweil ein wenig Schnupftaback, allzeit so so.

letzte Strophe:

Alleweil ein wenig gute Nacht, alleweil ein wenig habt wohl acht, alleweil ein wenig ist der Brauch, alleweil ein wenig hebt mich auf, allzeit so so. D´ Füß tragen mich nicht mehr, ich ihnen bin zu schwer, acht, neun oder zehn Maas nur für ein G´spaß. Hab ich geladen heut, drum schrey vor lauter Freud, alleweil ein wenig he viva, alleweil ein wenig he sasa, allzeit so so.

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