Leben und Wirken

Lange Zeit waren seine Werke relativ unbekannt, bis man ihn als Urheber des Augsburger Tafelkonfekts identifizierte

Seit dem begann man sich erst für seine Werke zu interessieren und selbst in seinem Geburtsort hat man diesem Umstand mittlerweile Rechnung getragen und richtete im Deutschen Pfeifenmuseum - das Geburtshaus Rathgebers - eigens ein Zimmer zu seinem Gedenken ein, das manchem allerdings zugegebenermaßen etwas dürftig erscheinen mag.

Wir wissen über seine Kindheit und Jugend nur verhältnismäßig wenig. Sicher ist nur, dass er am 03.04.1682 als viertes Kind des Dorfschulmeisters und Organisten Valentin Rathgeber geboren wurde, den man am 07.09.1669 von Fladungen nach Oberelsbach versetzte. Oberelsbach gehörte damals zum Amt Fladungen, das auch die Gerichtsbarkeit inne hatte.

Seine Kindheit und Jugend dürfte genauso wie die aller Oberelsbacher verlaufen sein. Da sein Vater Lehrer war und dadurch seine gesellschaftliche Stellung nicht viel besser war, als die der anderen Einwohner - im Gegenteil sogar, denn sie genossen auch unter den Dorfbewohnern kein hohes Ansehen, da sie die Kinder von der Arbeit abhielten - kann man davon ausgehen, dass seine Zeit in Oberelsbach nicht gerade von herausragenden Ereignissen geprägt war. Da der Sold eines Lehrers zur damaligen Zeit nicht einmal zum Überleben reichte und man auf Nebeneinkünfte angewiesen war, wird Johann Valentin dementsprechend mit eingebunden gewesen sein, das Leben und Überleben etwas erträglicher zu gestalten - er musste also genauso mitarbeiten, wie jedes andere Kind im Dorf auch. Denn es galt Felder zu bestellen, Hühner und anderes Kleinvieh zu versorgen und die daraus entstehenden Erträgnisse zu ernten. Weiterhin waren es auch die Lehrer und Pfarrer, die gegen Bezahlung den Schriftverkehr oder auch Schreibarbeiten für die Dorfbewohner abwickelten, welche in der Regel des Schreibens nicht so kundig waren. Den einzigen Vorteil, den Johann Valentin Rathgeber dadurch für sich in Anspruch nehmen konnte war, dass sein Vater ihm als Lehrer, der auch gleichzeitig der Kirchenorganist war, zusätzlich ein gewisses Maß an Bildung vermitteln konnte, was für die anderen Kinder im Dorf nicht zutraf, denn diese gingen - wie damals üblich - vorwiegend im Winter zu Schule, da sie im Sommer in der Landwirtschaft mithelfen mussten.

So dürfte Johann Valentin nicht nur seine musikalischen Grundkenntnisse, sondern auch eine weiterführende Ausbildung in diesem Bereich in erster Linie von seinem Vater erhalten haben, der dies mit Sicherheit nicht nur aus eignem Interesse heraus, nämlich zur Sicherung des Lebensstandards, verfolgt haben dürfte, sondern es auch offensichtlich verstand, die Neigungen seines Sohnes zu fördern. Immerhin hat sein Vater ihm soviel Wissen und Können vermittelt, dass er im Alter von 19 Jahren befähigt war ein Studium zu beginnen, denn im Jahre 1701 schrieb er sich an der Universität in Würzburg - zunächst für die Fächer Rhetorik, Mathematik und Rechtswissenschaften - ein. Es muss dabei jedoch berücksichtigt werden, dass man zur damaligen Zeit nicht so ohne weiteres studieren konnte ohne irgendwelche Gönner und Förderer zu haben. Gerade für Johann Valentin, der aus damaliger Sicht aus den einfachsten Verhältnissen kam, war dies an und für sich unmöglich, da man seitens des Elternhauses nicht in der Lage war, für den notwendigen Lebensunterhalt zu sorgen. Das einzige, das einem damals als einfachen Menschen übrig blieb, war sich in die Obhut der Kirche zu begeben und sich deren Idealen und selbstauferlegten asketischen Lebensführung zu beugen. Nachweislich wurden fast alle Oberelsbacher, die studierten, entweder Pfarrer oder Lehrer in Klöstern oder anderen kirchlichen Einrichtungen. Es ist daher anzunehmen, dass auch für Valentin Rathgeber diese Regeln galten, zumal die Kirche schon seit seiner Kindheit für ihn eine wichtige Rolle spielte und auch in der Zukunft immer bestimmend für seinen Werdegang war, da er deren Obhut nie ganz verließ und er sich der Förderung durch den Klerus durchaus sicher sein konnte.

Am 01.07.1704, so wird beurkundet, ist er »Theologiae studiosus« und zur Probe im Würzburger Juliusspital in der dazugehörigen Waisenhausschule als Schulmeister zur Probe eingestellt worden. Ob er sein Studium jemals beendet hatte bleibt aber nach wie vor unklar. Es ist auf jeden Fall protokolliert, dass die Einstellung als Lehrer nach einem Gutachten bestätigt wurde, wobei man sehr viel Gewicht drauf legte, dass er »Zugleich in der Music und anderen Instrumento erfahren« ist. Auch gab es weiterhin keine Beanstandungen in Bezug auf seine Fähigkeiten und seinem Benehmen, denn »bies dato hat sich derselbe ohne klag bey seiner Jugent ziemblich aufgeführt, wie er dann auch in der Music dem Spital wohl anstehet«. Es ist dabei allerdings unwahrscheinlich, dass er diese Anstellung hatte, um damit sein Studium finanzieren zu können, denn die Anstellung als Lehrer und Erzieher in einer Waisenhausschule war auch damals schon mit Sicherheit eine Ganztagsarbeit. Mit dem Eintritt ins Juliusspital dürfte seine Zeit als Student zunächst beendet gewesen sein.

Allerdings erfolgte bereits im Februar 1707 - völlig unerwartet - seine Entlassung, die am 16.03.1707 noch einmal angemahnt wurde, da Rathgeber offensichtlich nicht bereit war seinen Platz zu räumen. »Johann Valentin Rathgeber, Schulmeister im Spital, deme bereits vor 3 Wochen aufgekündigt wordt, dass Spital zu räumen und umb andere Condition sich zu bewerb, weil er sowohl wegen seiner Jugent alß anderer ursach halben dem Spital nit ahnstentig seye, so ihme hier mit nochmahlen angesagt wird«. Die Begründung für seine Entlassung ist damit mehr als dürftig ausgefallen und gibt Anlaß zur Vermutung, dass sie in erster Linie aus sozialen Gründen erfolgte, denn an seiner Stelle wurde ein verheirateter Lehrer mit Kindern übernommen. So könnte dies zumindest die andere »ursach« gewesen sein und dass er aufgrund seiner »Jugent dem Spital nit ahnstentig seye« muss nicht heißen, dass er nicht anständig im heutigen Sinn war.

Seine Entlassung muss vielmehr in einem kausalen Zusammenhang, der sich aufgrund seiner »Jugent alß anderer ursach halben« ergibt, gesehen werden. So dürften wohl die sozialen Aspekte für seine Entfernung aus dem Dienst im Vordergrund gestanden haben, denn dass die Entlassung sehr einvernehmlich verlief wird dadurch bestätigt, dass er auf »instendiges Bitten« noch bis Ostern im Spital verbleiben durfte und dadurch, dass er vermutlich übergangslos eine neue Anstellung als Kammerdiener beim Abt Kilian Düring im Banz fand. Zur damaligen Zeit war man nämlich in der Regel auf Referenzen angewiesen, die einem nur bestimmte Persönlichkeiten mit auf dem Weg geben konnten - und das in schriftlicher Form. So ist es wahrscheinlich, dass man auch seitens des Spitals bemüht war, Rathgeber diesbezüglich voll zu unterstützen (wohl eher in Anbetracht seines musikalischen Talents). Man kann somit Johann Valentin nicht unterstellen, dass er aufgrund irgendwelcher persönlicher Exzesse bezüglich seines Lebenswandels seine Stellung verlor und der Eintritt ins Kloster Banz in erster Linie der Läuterung diente, denn nicht umsonst erfuhr seine berufliche Kariere dort einen nahezu geradlinigen Aufstieg, der hier nur stichpunktartig wiedergegeben werden soll. Allerdings könnte man auch annehmen, dass sich schon im erheblichen Umfang ein Hang zum weltlichen bemerkbar gemacht hatte, der den damaligen Vorstehern vielleicht unangenehm war.

Eintritt am 26.11.1707 als Novize. Sein Gelübde legte er am 06.12.1708 ab und am 21.09.1709 erfolgte die Subdiakonsweihe. Am 20.09.1710 wurde er Diakon, bereits am 19.09.1711 hatte er seine Priesterweihe und das Fest der heiligen Primiz durfte er am 18.10.1711 feiern (Nowak).

An und für sich eine völlig regelmäßige und unauffällige Karriere, in der sich auch nach seiner Ausbildung zunächst keine Unauffälligkeiten abzeichneten, denn nach seinem beruflichen Werdegang wurde Valentin Rathgeber als Prediger und Chorregent eingesetzt und wäre damit ein für allemal des "Broterwerbs enthoben gewesen", wie es damals so schön hieß. Doch es sollte anders kommen, und es musste dem auch eine längere Phase innerer Zerwürfnisse vorangegangen sein, denn im Jahre 1729 - also im Alter von 48 Jahren - bat er seinen Abt um die Erlaubnis eine Studienreise durchführen zu dürfen, die ihm jedoch verweigert wurde. Überraschend dürfte dies womöglich nicht gewesen sein, denn in einer Zeit unermüdlichen Schaffens - er hatte bereits einige seiner ersten geistlichen Werke veröffentlicht - dürfte er den Drang verspürt haben, einmal "andere" Einflüsse kennen lernen zu müssen. Dieses Ansinnen ist für einen schaffenden Künstler nur allzu verständlich, denn man kann ja nicht gerade behaupten, dass man sich in der klösterlichen, geistlichen und zugegebenermaßen klerikalen Beschränktheit, hätte entfalten können. Dies dürfte für den Entschluss maßgeblich gewesen sein, dass Kloster trotzdem zu verlassen und die "Musikszene" außerhalb zu ergründen, wobei seine Schaffensphase einen wesentlichen Auftrieb erfahren haben dürfte.

Angeblich soll er das Kloster im "einfachen Anzug" verlassen haben, was darauf hindeutet, dass dieses Vorhaben langfristig geplant war. Die Orte, die er während seiner unerlaubten Abwesenheit aufsuchte sollen hier wiederum nur stichpunktartig aufgezählt werden. Auch hier ist man in erster Linie auf Vermutungen angewiesen, da über seine Reiseroute keinerlei Aufzeichnungen vorliegen. Als gesichert gilt aber, dass einer seiner ersten Aufenthalte in Trier war, da das Werk Op. VII, welches 1730 erschien, dem Abt des Trierer Benediktinerkloster gewidmet ist. Auffallend bei seinen jeweiligen Aufenthalten ist, dass er immer wieder Aufnahme in Klöstern oder bei anderen geistlichen Würdenträgern fand und offensichtlich auch deren Nähe immer suchte. So dürfte eigentlich sein Lebensunterhalt gesichert gewesen sein. Auch dürfte sich die Vermutung, dass er sich im "einfachen Anzug" auf die Reise begeben hatte, erübrigen, denn wenn er schon in einem Kloster um Aufnahme bat, so wird er dies nicht im gewöhnlichen Anzug gemacht haben. Es muss auch berücksichtigt werden, dass das Reisen zur damaligen Zeit eine ungeheuer beschwerliche und unsichere Angelegenheit war und es ist durchaus wahrscheinlich, dass er auch des öfteren bei Priesterkollegen übernachtete und sich verpflegen ließ. Ein reisender Priester war nämlich für die damalige Zeit nichts ungewöhnliches.

Die Widmungen seiner Werke lassen auch darauf schließen, dass er überall willkommen gewesen sein muss und sich auch als Studienreisender zu erkennen gab. Weitere Stationen seiner Reisen waren:

1732 beim Grafen Ernst von Montfort im Vorarlberg. Das Zisterzienzerkloster "Marie Stellae" in der Schweiz und die Benediktinerabtei Pfäffers im Kanton St. Gallen. 1733 war er in Wasserburg am Bodensee und in Habach am Staffelsee beim Kanonikus Anton Cajetan vom Unertl. 1734 besuchte er das Benediktinerkloster in Schleyen (Nowak). Seine weiteren Stationen, bis er schließlich am 02.09.1738 sein Heimatkloster wieder aufsuchte, sind unbekannt oder zumindest ungesichert und können nur vermutet werden und dass er dabei auch seinen alten Heimatort Oberelsbach besuchte, dürfte eher unwahrscheinlich sein, denn er war immerhin schon 29 Jahre nicht mehr dort.

Als gesichert gilt aber, dass Rathgeber bei seiner Rückkehr nach neun Jahren vom 05. - 19.09.1738 in Haft genommen wurde; angeblich sogar in einem unterirdischen Kerker, doch ist von solchen Baulichkeiten in Banz bis heute nichts bekannt und man mag es sich auch nicht so recht vorstellen. Zwar wurden zu dieser Zeit in aller Regel drakonische Strafen verhängt, doch konnte der Reumütige durchaus nachweisen, dass er während seiner Abwesenheit nicht untätig war und seine Werke durchweg - allerdings nicht nur - dem Klerus gewidmet waren. Es dürfte sich vielmehr um eine strenge Klausur gehandelt haben, in der seine Bewegungsfreiheit und Tätigkeit sehr eingeschränkt waren.

Nach einer Generalbeichte und der Erneuerung seines Gelübdes wurde er wieder in die klösterliche Gemeinschaft aufgenommen. Bis zu seinem Tode verlief sein Leben ohne herausragende Ereignisse, denn mit 57 Jahren kann man annehmen, dass er einen gemächlicheren Lebenswandel vorzog.

Am 02.06.1750 - im stattlichen Alter von 68 Jahren - erlag er einem Gichtleiden, welches ihn schon in den letzten Lebensjahren ans Bett fesselte. Beigesetzt wurde er in der Gruft des Klosters Banz. Allerdings kann man heute sein Grab nicht mehr bestimmen, da die Inschriften bis zur Unkenntlichkeit zerfressen sind.

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